Die Museumslandschaft Hessen Kassel erwirbt das Gemälde "Komposition vor Blau und Gelb" von Fritz Winter (1905-1976), einer der bedeutendsten abstrakten Maler der Nachkriegszeit, aus dem Jahr 1955. Der Künstler hatte das Werk für die erste documenta-Ausstellung im Museum Fridericianum in Kassel (1955) konzipiert. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 200.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: "Das Werk Komposition vor Blau und Gelb zählt zu den ikonischen Werken der deutschen Ausstellungsgeschichte und der ersten documenta 1955 in Kassel. Fritz Winter, der es eigens für diese Ausstellung geschaffen hatte, wurde damit endgültig zur Galionsfigur und einem der wichtigsten Vertreter der bundesrepublikanischen abstrakten Malerei. Ich freue mich, dass die Kulturstiftung der Länder zum Gelingen dieser Erwerbung beitragen konnte und das Gemälde bereits im kommenden Jahr Teil einer Sonderausstellung der Museumslandschaft Hessen Kassel sein wird."
Das über sechs Meter große Gemälde ist einzigartig im Schaffen Fritz Winters. Winter hatte bis dato kein Werk in vergleichbarer Größe geschaffen. Mit "Komposition vor Blau und Gelb" stellte Winter seine Prinzipien der Malerei dem Publikum der ersten documenta vor. Er konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Grundfarben Gelb, Blau, Rot und die Helligkeitswerte Grau, Schwarz und Weiß. Er zeigte die verschiedenen Techniken, die sein kreatives Schaffen bestimmten - seine Malweise reicht von groß angelegten Flächen über sperrige Strukturen und breite Pinselstriche bis hin zu feinen Linien.
Auf der ersten documenta wurde das Gemälde Winters zentral im großen Malereisaal im Museum Fridericianum platziert. Ihm gegenüber war Pablo Picassos "Mädchen vor einem Spiegel" ausgestellt. Das Kuratorenteam nutze diese Gegenüberstellung, um den internationalen Geltungsanspruch der neuen deutschen Abstraktion auszudrücken. Winter galt als eine der Schlüsselfiguren in der Etablierung der deutschen Abstraktion und ungegenständlichen Malerei nach 1945. "Komposition vor Blau und Gelb" ist heute ein emblematisches Werk für die Kunst der Nachkriegszeit in Deutschland. Auf der documenta war das Gemälde in einem etwas kleineren Format ausgestellt. Dafür wurden an den vier Seiten des Bildes je rund 20 cm umgeschlagen, es entstanden Nagellöcher auf der ursprünglichen Malereifläche. Anfang der 2000er Jahre konnte das Werk am Westfälischen Museumsamt restauriert und die ursprüngliche Fassung wiederhergestellt werden.
Fritz Winter wurde 1905 in Westfalen geboren. Als Bauhaus-Schüler lernte er unter anderem bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Oskar Schlemmer. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden seine Werke als "entartet" diffamiert, nach der künstlichen Isolation fand Winter in den Nachkriegsjahren Anschluss an die internationale Kunstentwicklung. Er trat für die Freiheit aller künstlerischen Ausdrucksformen ein und gründete mit anderen Künstlerinnen und Künstlern 1949 die "Gruppe der Gegenstandslosen", später ZEN 49 in München. Er wurde so zu einem wichtigen Bindeglied zu den künstlerischen Avantgarden der Vor- und Zwischenkriegsmoderne.
Von 1955 bis 1970 lehrte er an der Werkakademie (später Kunsthochschule) in Kassel als Professor für Malerei. Ebenfalls 1955 war er auf der ersten documenta mit sieben Gemälden vertreten. Er arbeitete eng mit dem Gründer der documenta, Arnold Bode zusammen und wurde immer stärker in die Entscheidungsstrukturen der Ausstellung eingebunden. Mit seinen Werken beteiligte er sich ebenso an den documenta-Ausstellungen 1959 und 1964.
Quelle: Kulturstiftung der Länder (KSdL)Das neue digitale Kunstmagazin berichtet über aktuelle Kunstmessen und Ausstellungen sowie über Kunst.
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