Als weltweit einziges Museum widmet sich das Arp Museum Bahnhof Rolandseck auf Grundlage seines hochkarätigen Sammlungsbestandes dem Künstlerpaar Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp als Wegbereiter der Abstraktion im 20. Jahrhundert.
Mit einer Auswahl von rund 100 Werken wurde am 14. Mai 2023 die neu erarbeitete Sammlungspräsentation im Rahmen eines großen Museumsfestes eröffnet.
Erstmals erhalten damit die Namens-geber des Museums eine eigene, dauerhaft zugängliche Ausstellung im spektakulär am Rhein gelegenen Bau des amerikanischen Stararchitekten Richard Meier. In einem gleichberechtigten Dialog sind Werke von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp ausgestellt, die zu den ersten international erfolgreichen Frauen der modernen Kunst zählt.
Zur Eröffnung der neuen Sammlungspräsentation gratuliert die stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz, Katharina Binz: "An der nördlichen Spitze unseres Bundeslandes ist ein großartiges Museum von internationalem Format entstanden. Bald 1 Mio. Menschen werden wir hier mit einem hochkarätigen Kulturprogramm erreicht haben. Die wichtigen Botschaften von Gleichberechtigung, Ökologie und Pazifismus, die von den Werken des Künstlerpaars ausgehen, sind noch heute von großer Relevanz und finden nun in der ihnen gewidmeten Dauerausstellung einen würdigen Platz."
Museumsdirektorin Dr. Julia Wall-ner: "Pionier(innen]arbeit leistet das Museum mit der Würdigung von Sophie Taeuber-Arp als gleichgestellter Partnerin des Künstlers Hans Arp. Wir verfügen hier in Rolandseck über die weltweit wichtigste Sammlung ihrer künstlerischen Arbeiten in einem öffentlich zugänglichen Museum.
Zuletzt wurden ihre Werke in großen internationalen Ausstellungen in New York, London, Paris und Venedig gezeigt. Erstmals wird mit der neu erarbeiteten Sammlungskonzeption ein Perspektivwechsel deutlich, der den Anteil der Frauen an der Kunstgeschichte neu sieht."
"Als Reaktion auf eine sich rasant verändernde Lebensrealität, die gesellschaftliche, politische und technologische Bereiche gleichermaßen erfasst, zielen Arp und Taeuber-Arp, wie viele Künstler des frühen 20. Jahrhunderts auf eine Abkehr von der Darstellung einer gegenständlichen Wirklichkeit. Es geht, wenn man so will, um die Befreiung von Form und Farbe, um ein Loslösen von beschreibenden, erzählerischen Inhalten. Ihre Begegnung hat deutliche Spuren in der Geschichte der abstrakten Kunst hinterlassen. Längst gelten ihre Werke heute als, Wegweiser' der Modeme."
Im Ausstellungsrundgang der neuen Sammlungspräsentation verdichten sich die Lebenswege der beiden Ausnahmekünstler Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp.
Kreative Meilensteine und historische Querverweise lassen die Besucherinnen und Besucher ein weites Panorama der Moderne erleben. Interaktive Stationen machen es möglich, in diesen Kosmos der Moderne einzutauchen und ihn mit eigenen Fragen zum Leben zu erwecken.
Frühe Werke in der Ausstellung stammen aus der Zeit des Dadaismus, der für beide Künstler und ihre freiheitlichen, grenzüberschreit-enden Ansätze ein wichtiger Ausgangspunkt war. Kunst wurde zum Protest gegen die "Schlächtereien des Ersten Weltkrieges" und suchte sich neue Formen, die sich radikal vom Gedanken der Abbildbarkeit der Welt lösten. Außerdem stand Hans Arp dem Surrealismus nahe und vor allem seine poetischen Texte wie auch seine humorvoll verrätselten Bildkompositionen schöpfen aus der Kraft des Unbewussten.
Sophie Taeuber ist beeinflusst vom Ausdruckstanz und den Reformbewegungen ihrer Zeit und auch sie sucht in ihren frühen Werken nach einer neuen, universelleren Sicht auf die Kunst, die sie mit den gesellschaftlichen Fragen ihrer Zeit verbunden sieht.
Mit ihren textilen Arbeiten, als Malerin, Architektin und Raumgestalterin vertrat sie eine Einheit von Kunst, Handwerk und Technik, die den Gedanken des Bauhauses nahestand.
Ein großer Ausstellungsbereich widmet sich den Werken beider aus den 1930er Jahren, der Zeit des Exils sowie dem Spätwerk von Hans Arp nach dem Tod von Sophie Taeuber-Arp 1943 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Für Hans Arp begann danach seine große internationale Karriere, die in Ausstellungen im New Yorker Museum of Modern Art, Beteiligungen an den ersten beiden Documenta-Ausgaben und mit einem großen Preis für Skulptur auf der Biennale 1954 ihren glanzvollen Höhepunkt erreichte. Vor allem seine organische Formensprache in den plastischen Werken aus Gips, Bronze und Marmor war prägend für eine ganze Künstlergeneration der Nachkriegszeit.
Die Kunst von Sophie Taeuber-Arp vertrat Hans Arp auch nach ihrem frühen Tod als Fürsprecher und Herausgeber eines ersten Werkverzeichnisses. Die neu erarbeitete Sammlungspräsentation öffnet eine neue Perspektive auf ihr Werk, die das Kunsthandwerk ein-schließt und zugleich die kompositorische Klarheit und Strenge ihrer konstruktiven Arbeiten zeigt, die wegweisend für die abstrakte Kunst waren.
Ein Sonderkapitel in der Ausstellung nehmen die Marionetten von Sophie Taeuber-Arp ein, die sie 1918 für das Puppenspiel "König Hirsch" entwarf. Neben der Aus-stellung der avantgardistischen Marionetten als Leihgaben aus der Züricher Hochschule der Künste sind sie in einem Film von Marina Rumjanzewa im Spiel ihrer Bewegung zu erleben. Zugleich können virtuelle Abbilder der Marionetten in einem magischen Spiegel durch eigene Körperbewegung zum Tanzen gebracht werden, das sogenannte "Motion Capture" entstand als Kooperation mit dem Fachbereich Gestaltung der Hochschule Mainz.
Für eine lebendige Vermittlung der Ausstellungsinhalte wurden besonders vielfältige Angebote erarbeitet. Das partizipative Motion Capture und ein digitales Cadavre Exquis (das Lieblingsspiel der Surrealisten) wurden eigens für die Sammlungspräsentation als digitale Er-weiterungen des kreativen Kosmos der beiden Künstler entwickelt. Dazu gehört auch eine digitale Tafel, an der sich Besucherinnen und Besucher selbstständig über das Künstlerpaar informieren können. Ein Audioguide, der auf das eigene Smartphone heruntergeladen oder auf einem Leihgerät genutzt werden kann, wartet mit umfangreichen Informationen über einzelne Objekte sowie über die Biografien von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp auf.
Abstimmen dürfen die Museumsgäste an einer "Mach mit!" - Wand, über welche Objekte sie gerne mehr erfahren möchten. Diese werden im saisonalen Wechsel präsentiert und mit eigenen Online-Formaten vorgestellt. Dort gibt es außerdem die Möglichkeit, sich spielerisch und kreativ mit den poetischen Wortschöpfungen Hans Arps auseinanderzusetzen. (AM)
Das Arp Labor im historischen Bahnhofsgebäude wurde anlässlich der Einrichtung der dauerhaften Sammlungspräsentation verstetigt und so das Museumsangebot im Bereich des kreativen Denkens und künstlerischen Arbeitens erweitert.
Das neue digitale Kunstmagazin berichtet über aktuelle Kunstmessen und Ausstellungen sowie über Kunst.
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