Quod libet auf 300 Seiten: Ganz klassisch eröffnet der gewohnt dunkelblaue Katalog mit Moderner Kunst von Max Ackermann bis Fritz Winter, darunter ein ebenso seltener wie schöner Holzschnitt von Lyonel Feininger (Häuser im Schnee, 1919, Taxe 4.500 EUR) und die vollständige "Sky Art" Mappe von Otto Piene (25 signierte Lithographien, 1969, Taxe 10.000 EUR).
"Die gute Reklame ist billig" - propagierte Kurt Schwitters 1925 in eigener Sache. Ein unwirklich schönes Exemplar seiner Merz-Werbekarte "Werbe-Zentrale" (Taxe 12.000 EUR) steht neben ebenso seltenen und bedeutenden Originaldokumenten der typographischen Meisterleistungen von Herbert Bayer, Willi Baumeister, Friedrich Kiesler, Laszlo Moholy-Nagy u. a.
Im Februar 1848 ließen Karl Marx und Friedrich Engels in London das berühmte "Manifest der Kommunistischen Partei" drucken. Dass es diese Partei damals noch gar nicht gab, hinderte das Komitee des Bundes der Kommunisten nicht, vier Wochen später in Paris ein Flugblatt mit den 17 zentralen "Forderungen der Kommunistischen Parthei in Deutschland" drucken zu lassen. Von diesem unscheinbaren politischen "Sprengstoff" existieren in Bibliotheken weltweit nur drei Exemplare (Taxe 12.000 EUR).
"Sicher wird man viel kapitalistisches Geld für wenige kommunistische Worte ausgeben", zitiert Christian Hesse sinngemäß Dr. Ernst Hauswedell, der so 1976 den Verkauf eines "Manifests" für 36.000 DM kommentierte.
Der letzte Auktionszuschlag lag übrigens zwanzigmal höher. Weitere Dokumente der 1848-Revolution, der Weimarer Republik und zur Entstehung des Grundgesetzes werden im Kapitel "Ein Jahrhundert auf dem Weg zur Demokratie" angeboten.
Ein Novum im Auktionsangebot der Hamburger Firma ist ein Sonderkapitel "Erotica". Aus einer Berliner Privatsammlung offeriert man - reich und teils freizügig illustriert - 70 Bücher und Mappenwerke der klassischen Moderne. Man versteigert graphische Arbeiten von Franz von Bayros, Aubrey Beardsley, "Psychoanalytische Glossen" von Michel Fingesten (unikale Mappe, 1915, Taxe 7.500 EUR), Willi Geiger, Alexander Gergely, F. W. Kleukens, Martin van Maële (Grande Dance macabre des Vifs, 1905-1909, Taxe 7.000 EUR; Les flêches de plomb, eins von drei farbigen Exemplaren, 1911, Taxe 4.500 EUR), Jules Pascins "Erotikon", Pellars "Der verliebte Flamingo" und Michale von Zichys "Liebe" (1911, Taxe 4.000 EUR).
Diese "anregenden" Werke erschienen fast ausnahmslos in kleinsten Privatdruckauflagen, wurden trotzdem zum Teil von der Zensur verfolgt, konfisziert und vernichtet und sind teils von größter Seltenheit.
Diese Seltenheit ist unübertrefflich bei einer originalen Seidenmalerei, einer sogenannten "Shunga-Rolle", mit den Erlebnissen schiffbrüchiger Fischer auf einer von Nymphomaninnen bewohnten Insel. Dieses farbenprächtige und sehr gut erhaltene Rollbild, entrollt fast 4 Meter lang, wurde vor einigen Jahren von einem Berliner Verlag faksimiliert, bei Christian Hesse kann man nun das Original erwerben (Taxe 7.500 EUR). (HA) CHRISTIAN HESSE AUKTIONEN
Osterbeckstraße 86a
22083 Hamburg
www.hesse-auktionen.de
Das neue digitale Kunstmagazin berichtet über aktuelle Kunstmessen und Ausstellungen sowie über Kunst.
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